Freitag, 11. Januar 2008

Adam

"In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden."

Markus, 16. 17,18

Adams Kopf lehnte gegen die Scheibe. Die Stirn bewegte sich auf ihrer eigenen dünnen Fettschicht, das dünne Wasser seines Atems war auch eine Schicht, verdeckend, die Köpfe der Einsteigenden konnte er nicht sehen. Er sah sie nur kommen, noch einige Menschen zur Haltestelle und mit fragenden Blicken, mit fragenden Mänteln und vertrauenden grüngrauen, gelbgrauen Jäckchen in den Bus einsteigen. Er sah sich selbst den Pfad, das zertretende, matte Gras entlang gehen. Es hatte irgendwann geregnet. Der Matsch, der zwischen den grünen, weichen Streichhölzern hervorquoll, klebte an seinen Stiefeln. Der Gang war schwer, doch nicht schwer genug als dass er ihn unwissend machen könnte. Er wusste was zu tun war. Die Erde war trocken. Die kleinen blassroten Kügelchen legten sich in gemütliche Ecken, versteckten sich, doch sollten gefunden werden. Dies, das alles ist ihr Zeichen, das Ende, der Frieden. Es ist Adams Aufgabe. Die Väter. Ben-Ammi und sein Bruder Moab. Er nahm sie an die Wange, langsam, sie waren ganz ruhig in seiner Hand. Es musste so kommen, sagte Adam, er sagte es ihnen und sie verstanden. Nur so konnte es kommen, sagte Adam, so war es bereits und so war das Versprechen. Er gab ihnen einen Kuss auf ihren warmen nackten Leib. Das Messer verlief gezielt, er war geübt, kaum Blut, sie spürten keinen Schmerz, sie konnten gar nicht.

Marie hat gehört,

dass man verschwinden sollte. Wunderbar, dass es endlich alle verstanden haben. Nur: Verschwindet man wirklich, wenn es alle tun? Das weiß sie nicht genau.

An der Hildesheimer Straße stehen sie beisammen, ratlos und merkwürdig zufrieden. Sie denkt an Tocotronic. So etwas wie ein guter Rat/wer Ich sagt/hat noch nichts gesagt.
Also doch, man muss gemeinsam verschwinden. Scheiße.

Was hier passiert:

Anfang. Ende. ist ein virtuelles Romanprojekt des Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus: dreizehn Personen, eine Katze, ein Hase und eine fremde Macht. Die Zeichen stehen auf Sturm. In Tagen wird es vorüber sein.

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Impressum:

Aline Kappich, Azar Mortazavi, Clara Ehrenwerth, Eva-Lena Lörzer, Fabian Hischmann, Florian Balle, Hieu Hoang Duc, Janna Schielke, Julia Schulz, Max Balzer, Phillip Hartwig, Sebastian Albrecht, Sebastian Polmans, Susanne Kruse. Moderiert von Jule D. Körber und Lino Wirag.

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