Sonntag, 20. Januar 2008

MaLiNaSuNaSiMoN

Außerhalb der Zeitrechnung

Malina Suna Simon sah ihren Körper am Busfenster, zusammengesunken. Flugperspektive: weit aufgerissene Augen, ihre Haare zausig, Blut überall, „ Also sprach Zaratusthra“ im Schoß, den Hammer im Hinterkopf, ein einziges, entstelltes schwarz-weiß-rot, Schreie, unglaübige Gesichter dann Stille, Harvenklänge, eine Malina Suna Simon mit schwarzem Flaum auf dem Kopf, dreijährig, eher Foto als Erinnerungsbild, ein Standbild: Sie und „William the conquerer“ der Teddy auf der Schaukel am Apfelbaum, dann: ihr Großvater. In slow motion: sie und ihr Großvater, seine Glatze in Zoom, sie mit ihrer Nasenspitze an seiner Glatze, Babypudergeruch, sie mit ihrem Großvater auf dem Traktor, gelber Mais und „Das Wandern ist des Müllers Lust“, sie und ihre erste Liebe auf der Parkbank, Entenfüttern und selbstgebackener Kuchen, ihre Eltern am Strand der Elfenbeinküste, ihr Vater der ihr Rumpelstilzchen vorspielt, ihre Mutter mit den Apfelbäckchen stolz bei ihrer Abiverleihung, Standbild Familienfoto: Zu dritt am Muscheln suchen.Das Auto, die Lichter, der Graben, die Notaufnahme, der Arzt, die toten Eltern aufgebahrt, der Pfarrer, ohne Worte, der Psychater, endlose Grimasse, Fratze, Kapseln: rote, grüne, gelbe, morgens, mittags, abends, die Kapseln in der Flaschenpost an Nietzsche im Pazifik, sie am Reiten durch Neuseeland, endlose Weiten, sie und ihre große Liebe in der Schauspielschule, er bei ihrer ersten Inszenierung am Berliner Ensemble, stolzerfüllt, das Plakat: „Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturu Ui“ in einer Inszenierung von Malina Suna Simon.
Fallender roter Samtvorhang, brausender Aplaus.

...

„Schließe deine Augen, halt dir die Ohren zu und summe irgendeine Melodie, es wird funktionieren, ich versprechs dir!“
Diese Bilder werden sich in seinem Kopf einnisten, sie werden sich nicht wieder vertreiben lassen, nie mehr. Was wenn er doch eine Zukunft hat?Viola betrachtet ihn, wie er mit zugekniffenen Augen dasitzt, seine Handflächen , wie befohlen, fest auf seine Ohren gedrückt. „Wir müssen die Leiche aus dem Bus schaffen! Halt diesen scheiß Bus an, na los!“ schreit Viola.

„Leicht wie eine Feder“, sagt der Busfahrer, der beim Raustragen mitanpackt. Viola erkennt ihr Gesicht. Die Supermaktdiebin hat sich verabschiedet.

Was hier passiert:

Anfang. Ende. ist ein virtuelles Romanprojekt des Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus: dreizehn Personen, eine Katze, ein Hase und eine fremde Macht. Die Zeichen stehen auf Sturm. In Tagen wird es vorüber sein.

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Impressum:

Aline Kappich, Azar Mortazavi, Clara Ehrenwerth, Eva-Lena Lörzer, Fabian Hischmann, Florian Balle, Hieu Hoang Duc, Janna Schielke, Julia Schulz, Max Balzer, Phillip Hartwig, Sebastian Albrecht, Sebastian Polmans, Susanne Kruse. Moderiert von Jule D. Körber und Lino Wirag.

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