Freitag, 7. Dezember 2007

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Ein Loch (von ahd. loch; mhd. loh) ist eine leere oder offene Stelle, die von Materie umgeben ist, welche im Loch nicht (mehr) vorhanden ist. Löcher entstehen meist durch äußere Einwirkung: beispielsweise durch absichtliche Beschädigung der sie umgebenden Materie.
Beispiel für ein Loch: Weil das Bild fehlt, gibt es hier ein Bild-Loch
Beispiel für ein Loch: Weil das Bild fehlt, gibt es hier ein Bild-Loch

Ein Loch ist nicht Nichts, sondern immer Etwas, weil es trotz der Abwesenheit von Materie sichtbar und greifbar ist. Ein Loch zeichnet sich dadurch aus, dass es an Erde fehlt. (Rotermann) Löcher lassen sich nicht durch weitere Löcher schließen. [...]
(http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Loch)

Zum Loch, am Loch, übers Loch, ins Loch.

Marlene läuft in schnellen Kurven Richtung Sperrgebiet. Oscar Niemeyer-Gehart.
Das Wasser in den Pfützen ist gefroren, unter einer der vielen Eisdecken leuchtet es rosa. Brauseufos.
Sie ist eine von vielen, die es an diesem Morgen an den Ort zieht, der die kleinstädtische Bürokratie verschluckt hat. Wie Lemminge pilgern die Menschen an den Rand, der einen Blick in verschluckendes Schwarz gewährt, springen nicht, starren nur. Das rotweiße Absperrband flattert im Wind, der den Geruch von Kaffee in ihre Nase weht, welcher am Rand verkauft wird. Löcher kurbeln die Wirtschaft an, lukratives Loch ist eine Alliteration, denkt Marlene. Nicht nur das Rathaus ist verschwunden, auch nebenstehende Geschäfte und ein Stückchen Liegewiese des Stadtparks sind beschädigt. Das Schaufenster des Sportgeschäfts ist zerbrochen und das Glas knirscht unter Marlenes Sohlen als sie ins Innere steigt, sich zwei Badmintonschläger greift und einen davon vor ihr Gesicht hält. So ähnlich sehen wohl Fliegen die Welt, Kästchenblick.
Sie sortiert die Haare, blickt in die Trümmerlandschaft, öffnet den Reisverschluss ihres Mantels, im nicht zerstörten Teil des Stadtparks landen Tauben im Gras.
Der Typ sieht plemplem aus, Lust auf 'ne Partie Badminton? - Kinder und Laien sagen Federball. Spatzen hüpfen lustig um das Loch herum und picken Krümel auf. Kleine dicke Federbälle, denkt Marlene.
Hin und her fliegt der Ball, unter ihm nichts. Und einmal, als der Typ den Ball nicht richtig trifft, springt eine Katze dem fliegenden Kunststoff entgegen, schnappt ihn, fällt und verschwindet in der Tiefe. Katzen landen immer auf den Füßen, aber um landen zu können, muss man irgendwo auf- beziehungsweise ankommen. Marlene glaubt ehrlich gesagt nicht daran, dass das Loch einen Boden hat. Vielleicht führt es in ein anderes Land? Australien? Wunderland? China? John Malkovichs' Kopf?

Was hier passiert:

Anfang. Ende. ist ein virtuelles Romanprojekt des Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus: dreizehn Personen, eine Katze, ein Hase und eine fremde Macht. Die Zeichen stehen auf Sturm. In Tagen wird es vorüber sein.

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Aline Kappich, Azar Mortazavi, Clara Ehrenwerth, Eva-Lena Lörzer, Fabian Hischmann, Florian Balle, Hieu Hoang Duc, Janna Schielke, Julia Schulz, Max Balzer, Phillip Hartwig, Sebastian Albrecht, Sebastian Polmans, Susanne Kruse. Moderiert von Jule D. Körber und Lino Wirag.

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