Sonntag, 18. November 2007

Manchmal lässt sich nichts von den Gehsteigen lesen.

„Warum wundern? Hier ist alles normal. Hier gibt es nichts Wunderbares mehr. Gewöhnlichkeit essen Wunderbar auf. Als ich mich noch gewundert habe, war die Zeit noch alt.“ Die Worte liegen wie Spucke auf dem Gehsteig und werden achtlos zertrampelt, als er sich fragt, wie es hier still sein kann. Trotz dieser alles umspülenden Lärmwelle war es hier still. Manchmal konnte die Stille beißen. Aber niemand wagte es einen Mucks von sich zu geben. Wenn er gebissen wurde. Und plötzlich, da war es wieder. Das Geräusch. Sein Herz. Vielleicht konnte es sein Herz sein. Gestern ist es doch der Zeiger gewesen. Obwohl er sich so sicher war. Jede Minute fällt einer aus dem Fenster. Am Morgen haben sie schon alles weggeräumt. Und fast keiner weiß davon, bis er selber fällt. Und manchmal hat man gedacht, da drüben lebt einer, der ist so ähnlich wie ich.
Wieder sitzt er vor den Zahlen. Aber beachtet sie nicht. Er will es verhindern. Er will es verhindern, dass Zahlen immer Glück bedeuten. Warum sind denn alle Sorgen weg, wenn sechs Zahlen richtig sind. Wie kann es sein, dass das Wundern hier mit den Dinosauriern aufgehört hat, wenn er jeden Tag nichts davon glauben mag, was man hier sehen kann. „Du bist meine Beobachtung Nr. 3750“, hatte gestern Jemand gesagt. Zu ihm. Und er wusste nicht, ob der Jemand das Wunderhafte zählt oder die sich Wundernden. Er wusste es nicht und konnte diesem Mann nichts entgegnen. Jetzt aber. Obwohl schon alles zertrampelt ist.

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Persönliches Tagebuch: Wegner

Eintrag Nr. 1*

War in Discothek sehr groß beißende Farben unangenehme Musik mit elektronischen Instrumenten und einem Bass schmerzend im Bauchbereich. Darf Dr. Fleischer nichts erzählen. Zuerst ruhiger: junge Menschen tanzend in kleinen Kreisen, damit sie sich betrachten konnten (Vermutung). Doch dann ein Lied, dass alle mochten (Vermutung) alles löste sich Geschrei wilderes Tanzen keine Kreise mehr Masse alle sind Masse manche Arm in Arm spüre Ekel vor den schwitzigen Körpern atme auf, als das Lied vorbei ist.
Ein Schlitzauge, weiblich, sehr jung (Vermutung, bei solchen schwer zu sagen) bewegt sich auf mich zu, verärgerter Blick. Denkt, ich wäre hier um junge Mädchen zu verführen (Vermutung). Fragt mich, was ich hier zu suchen habe. Sage, ich sei aufgrund der Musik hier, weiß, dass sie mir nicht glaubt. Welche Musik ich denn höre. Alles. Miserable Antwort. Alles bedeutet Nichts. Laut alternativen Kultur (s. Studienmappe Nr.12) kein Interesse an Musik. Sie dreht sich angewidert fort. Bin auch angewidert von dem Sclitzauge. Huste viel, muss Discothek verlassen. Habe mich eingenässt. Vermisse meine Prostata.

*Mir bleibt wenig Zeit. Führe ab sofort persönliches Tagebuch, wenn keine Zeit für ordentliche Notizen. Mir bleibt wenig Zeit.

Was hier passiert:

Anfang. Ende. ist ein virtuelles Romanprojekt des Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus: dreizehn Personen, eine Katze, ein Hase und eine fremde Macht. Die Zeichen stehen auf Sturm. In Tagen wird es vorüber sein.

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Impressum:

Aline Kappich, Azar Mortazavi, Clara Ehrenwerth, Eva-Lena Lörzer, Fabian Hischmann, Florian Balle, Hieu Hoang Duc, Janna Schielke, Julia Schulz, Max Balzer, Phillip Hartwig, Sebastian Albrecht, Sebastian Polmans, Susanne Kruse. Moderiert von Jule D. Körber und Lino Wirag.

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