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Za Mladenka Ljubic, stand auf dem Zettel, den Mladenka vom Fuß der Taube löste, gestern Nacht, als sie aus ihrem Bunker, noch einmal ins Haus gegangen war, zuerst durch den Flur, den Schweinestall, von dort ins Treppenhaus, wo die Ziegen bereits schliefen, um schließlich in den Taubenschlag unterm Dach zu gelangen.
Bog Mladenka, moja sestra, schrieb Tomo in der ersten Zeile, dann weiter in deutscher Sprache, ein wenig gebrochen, ob es ihr, seiner Schwester, wiederholte Tomo in deutscher Sprache, gut gehe, ob sie das eitrige Auge der Taube schon entdeckt habe, und dass sie einige Tropfen Salbeiöl ins Taubenauge tröpfeln solle, dann sei die Entzündung in ein paar Tagen abgeklungen, die Taube gesund. Bis auf die lärmenden Touristen in der Stadt sei in Zadar alles in bester Ordnung, schrieb Tomo weiter. Ihm gehe es gut, im Dachgeschoss lebe gerade das italienische Rentnerpäarchen aus Pula, das gleiche wie in den letzten fünf Jahren. Er, Tomo, habe sich ungefähr vor einer Woche in die Frau des Mannes verliebt und ihre langen schwarzen Haare (auch wenn sie sicherlich gefärbt seien), die sie jeden morgen im Garten zu einem vogelnestartigen Gebilde auf ihrem Kopf zusammenstecke, erinnerten ihn an die Prinzessin Psyche, und er sei doch Amor und deshalb überlege er, ob er ihr es sagen solle, dass er sie liebe, dass er den Mann daraufhin in den Abflussschacht sperren könne und dann mit ihr durchbrennen, vielleicht in den Süden, nach Griechenland. Athen fände er eine gute Stadt für die Liebe und später auch zum Sterben. Sie könnten den Bus bis Split und dort die Fähre nehmen, die nach Athen fahre. Tomo ließ einige Zeilen aus, bevor er weiter schrieb, dass er, als die Taube vor ein paar Tagen mit dem Brief im Schnabel ankam, mit Mladenkas altem Schulfreund, Brane, der nun in Zagreb lebe und in Zadar seine Nichte besuchte habe, im Garten gesessen sei. Brane habe gelacht, als der Vogel auf Tomos Schoß landete und gleich zwei Schnäpse getrunken, einen auf sie, den anderen auf die Taube, dann habe er das Lied vom heiligen Simon angestimmt, die Taube auf seine Hand gesetzt und mit altem Brot gefüttert. Brane sei verwundert, dass sie, Mladenka, noch immer nicht nach Kroatien zurückgekehrt sei. Der Krieg sei doch nun schon eine Weile her, meinte Brane, schrieb Tomo, und in Deutschland gedeihe der Mangold viel schlechter, die Kartoffeln seien viel kleiner und die Granatäpfel, die sie doch so liebe, wüchsen dort doch gar nicht. Tomo habe Brane dann erklärt, dass sie sich in Deutschland sehr wohl fühle, weil sie dort für sich sei, niemand störe sie in ihrem Bunker vor ihrem Haus, außer wenn sie es so wolle. Außerdem läge der Krieg in Deutschland noch länger zurück als der in Kroatien, deshalb bliebe sie in Deutschland. Dann ließ Tomo wieder einige Zeilen aus, wünschte ihr noch das Beste und dass er hoffe, dass er bald noch einmal nach Deutschland kommen könne, wenn er ein wenig Geld für den Bus zusammen habe, aber dann eigentlich am liebsten mit der Frau aus Pula in Athen sei. Dann beendete er den Brief und schrieb ganz unten, pusa pusa, tvoja brat.
Bog Mladenka, moja sestra, schrieb Tomo in der ersten Zeile, dann weiter in deutscher Sprache, ein wenig gebrochen, ob es ihr, seiner Schwester, wiederholte Tomo in deutscher Sprache, gut gehe, ob sie das eitrige Auge der Taube schon entdeckt habe, und dass sie einige Tropfen Salbeiöl ins Taubenauge tröpfeln solle, dann sei die Entzündung in ein paar Tagen abgeklungen, die Taube gesund. Bis auf die lärmenden Touristen in der Stadt sei in Zadar alles in bester Ordnung, schrieb Tomo weiter. Ihm gehe es gut, im Dachgeschoss lebe gerade das italienische Rentnerpäarchen aus Pula, das gleiche wie in den letzten fünf Jahren. Er, Tomo, habe sich ungefähr vor einer Woche in die Frau des Mannes verliebt und ihre langen schwarzen Haare (auch wenn sie sicherlich gefärbt seien), die sie jeden morgen im Garten zu einem vogelnestartigen Gebilde auf ihrem Kopf zusammenstecke, erinnerten ihn an die Prinzessin Psyche, und er sei doch Amor und deshalb überlege er, ob er ihr es sagen solle, dass er sie liebe, dass er den Mann daraufhin in den Abflussschacht sperren könne und dann mit ihr durchbrennen, vielleicht in den Süden, nach Griechenland. Athen fände er eine gute Stadt für die Liebe und später auch zum Sterben. Sie könnten den Bus bis Split und dort die Fähre nehmen, die nach Athen fahre. Tomo ließ einige Zeilen aus, bevor er weiter schrieb, dass er, als die Taube vor ein paar Tagen mit dem Brief im Schnabel ankam, mit Mladenkas altem Schulfreund, Brane, der nun in Zagreb lebe und in Zadar seine Nichte besuchte habe, im Garten gesessen sei. Brane habe gelacht, als der Vogel auf Tomos Schoß landete und gleich zwei Schnäpse getrunken, einen auf sie, den anderen auf die Taube, dann habe er das Lied vom heiligen Simon angestimmt, die Taube auf seine Hand gesetzt und mit altem Brot gefüttert. Brane sei verwundert, dass sie, Mladenka, noch immer nicht nach Kroatien zurückgekehrt sei. Der Krieg sei doch nun schon eine Weile her, meinte Brane, schrieb Tomo, und in Deutschland gedeihe der Mangold viel schlechter, die Kartoffeln seien viel kleiner und die Granatäpfel, die sie doch so liebe, wüchsen dort doch gar nicht. Tomo habe Brane dann erklärt, dass sie sich in Deutschland sehr wohl fühle, weil sie dort für sich sei, niemand störe sie in ihrem Bunker vor ihrem Haus, außer wenn sie es so wolle. Außerdem läge der Krieg in Deutschland noch länger zurück als der in Kroatien, deshalb bliebe sie in Deutschland. Dann ließ Tomo wieder einige Zeilen aus, wünschte ihr noch das Beste und dass er hoffe, dass er bald noch einmal nach Deutschland kommen könne, wenn er ein wenig Geld für den Bus zusammen habe, aber dann eigentlich am liebsten mit der Frau aus Pula in Athen sei. Dann beendete er den Brief und schrieb ganz unten, pusa pusa, tvoja brat.
Mladenka Ljubic - 4. Nov, 13:31