...

Als Pina um sieben Uhr morgens aufsteht, sind ihre Eltern schon weg, nur ein Zettel auf dem Tisch: „Die Lokführer streiken weiter, Liebe Grüße Mama + Papa“ und Pina fragt sich, was denn streikende Lokführer eigentlich so machen. Stellt sich vor wie alle zusammen in einem Wagon sitzen, Karten spielen und Tee trinken oder vielleicht sogar einen Ausflug in die Berge unternehmen. „Viel Spaß“, schreibt sie auf das Papier. Setzt sich ans Fenster, an dem die Wassertropfen langsam hinunter laufen, dennoch nie die Kakteen erreichen, dieser Dienstag ist sehr Orange, ein unangenehm starker Farbton, auch von viel zu ungezähmter Form, solche Dienstage mag sie nicht, erst recht nicht, wenn sie nach Salami riechen. Marvin und Leo klettern auf den Tisch, schauen aus ihren Mäuseknopfaugen, stimmen ein „Don’t worry be happy“ an in wunderbar rosafarbenen Tönen, „Was hast du geträumt heute Nacht?“, fragen sie. Das Bild verschwimmt in einem Klangsalat aus Fantasielauten, alles rutscht durch einen Strudel aus Farben, die Sicht wird wieder klarer:
Eine Limousine saust von links ins Bild, am Steuer die Präsidentin auf den anderen Sitzen und im Kofferraum mindesten 47 Kinder verschiedenfarbigster Hautfarbe, alle adoptiert, sagt die Präsidentin lächelnd ins Mikrofon, beginnt die Wahrscheinlichkeitsrechnung zu referieren, die Kinder schreiben eifrig mit, wir müssen, sagt die Präsidentin lächelnd ins Mikrofon, wirft die Zettel aus dem Fenster, drückt aufs Gaspedal, die Limousine hupft ein paar Mal, verschwindet im Staub. Farbstrudel, Klangsog, Größenangleich. Die Mäuse und Pina lachen, Pina wirft sich den Schulranzen über die Schulter: „Muss los“, nimmt den Fahrstuhl, der genau 23 Sekunden braucht, rennt auf die Straße hinaus gegen einen auf Zehenspitzen laufenden Mann („Pass doch auf!“), Gehwege entlang, durch die Poststraße, matschige Blätter, Zebrastreifen, Pfützen, Treppen, Gänge, Mathematik.

Was hier passiert:

Anfang. Ende. ist ein virtuelles Romanprojekt des Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus: dreizehn Personen, eine Katze, ein Hase und eine fremde Macht. Die Zeichen stehen auf Sturm. In Tagen wird es vorüber sein.

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November 2007
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Impressum:

Aline Kappich, Azar Mortazavi, Clara Ehrenwerth, Eva-Lena Lörzer, Fabian Hischmann, Florian Balle, Hieu Hoang Duc, Janna Schielke, Julia Schulz, Max Balzer, Phillip Hartwig, Sebastian Albrecht, Sebastian Polmans, Susanne Kruse. Moderiert von Jule D. Körber und Lino Wirag.

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