Braunscheids Fauxpas

Was war das denn eben? Wo kam das denn her? Natürlich war Braunscheid fast umgefallen - aber das war doch kein Grund! War ja schließlich seine Schuld, dass er auf Zehenspitzen durch die Welt stakste und somit zur Gefahr für seine Mitmenschen wurde! Aber wieso hatte er dann das Mädchen, das gerade mit ihm zusammengestoßen war, auf eine derart unangemessene, ja: fiese Art beschimpft? “Pass doch auf!”, hatte er gesagt, so etwas hatte er noch nie gesagt, überhaupt hatte er noch nie jemanden derart beleidigt - und nun dieses kleine Mädchen. Das jetzt sicher hinter einer Ecke stand und weinte. Denn so, das wusste er, waren kleine Mädchen: Sie brachen immer sofort in Tränen aus, er verstand das, die Welt war grob, und ab diesem Moment gehörte er dazu: als grauer, schimpfender Sack.
Später, als er in frisch gebügelter Uniform am Steuer des Busses saß, versuchte er, noch freundlicher als bisher zu sein, als Ausgleich, aber er fühlte, dass alle wussten, dass er ein Verräter war.
Und dabei war der Grund für Braunscheids Fauxpas so nahe liegend: Es hatte einfach wehgetan, als das Mädchen in ihn hineingerannt war. Er hatte mit seinem Penis noch nie jemanden berührt. Er hatte einfach nie das Gefühl gehabt, das Recht dazu zu haben, und er wollte auch nicht an ihn denken. Sein Penis interessierte ihn nicht.

Was hier passiert:

Anfang. Ende. ist ein virtuelles Romanprojekt des Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus: dreizehn Personen, eine Katze, ein Hase und eine fremde Macht. Die Zeichen stehen auf Sturm. In Tagen wird es vorüber sein.

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November 2007
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Impressum:

Aline Kappich, Azar Mortazavi, Clara Ehrenwerth, Eva-Lena Lörzer, Fabian Hischmann, Florian Balle, Hieu Hoang Duc, Janna Schielke, Julia Schulz, Max Balzer, Phillip Hartwig, Sebastian Albrecht, Sebastian Polmans, Susanne Kruse. Moderiert von Jule D. Körber und Lino Wirag.

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