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Tu, hat Mladenka gesagt, zu sich, es ist soweit, jetzt müsse sie auch so schnell wie möglich von hier weg, aus diesem Loch, in Deutschland. Sie, Mladenka, hätte oben im Taubenschlag gestanden, mit Blick auf die Gasse und dort seien Massen von Menschen unterwegs, schreiende, schweigende vor allem. Kurz davor dachte sie noch, Rosenberg und dass jedes Wort wie Blumen dufte, als sie aus dem Fenster blickte, sei sie sich nicht mehr sicher gewesen. Mein Gott, hätte sie bei diesem Anblick weitergedacht und für einen kurzen Moment an Moses und die Auswanderung aus Ägypten, wie man sie ihr in der Schule erzählt hatte. Es müsse also etwas passiert sein, etwas Schlimmes, so Mladenka, und als sie gerade das Fenster schließen wollte, um hinunter zu gehen und die Menschen zu fragen, was, sei eine ihrer Tauben gelandet. Ihre einzige Weiße, um genau zu sagen, und an ihrem Schnabel klebte weißes Fell, dünne Häarchen, ein Hase vielleicht, so Mladenka. Die Taube hätte sie vorgestern einem Bekannten am anderen Ende der Stadt zugesandt, als sie wiederkam, hätte sie auf das Fensterbrett gebrochen, sie hätte sie gestreichelt, den Finger durch den Sud gestrichen – Alkohol sei im Spiel. Sie hätte das Tierchen dann allerdings nicht weiter beachtet, auch, weil sie dachte, jetzt sei es ja raus, und den Brief gelesen. Lüge, stünde ganz oben, noch über dem Datum von heute. Dann: was denn jetzt mit der Welt los sei, wolle er wissen, einfach so ein Loch, ohne Krieg, so was ist doch eine Lüge. Nun sei ein Rathaus allerdings auch der beste Ort, der sich in ein Loch auflösen könne. Denn nun sei alle Allmacht in der Stadt dahin, und es regieren wieder die Vögel und Katzen, gegeneinander, und da wäre es mit einem Krieg und Löchern ohnehin nicht mehr so weit hin. Sie solle einmal ihre Bäume im Garten schütteln und prüfen, ob diese nicht etwas zu sagen hätten, ob die was wüssten, schließlich könne man sich auf die Natur noch verlassen, besonders auf die Bäume und das Gras. Und überhaupt, ob sie denn das Loch schon gesehen hätte, er selbst nicht und das was die Zeitung schreibe, dürfe man nicht glauben. Eine Lüge, hätte mehrmals noch unter dem Text gestanden und auf bald, F.W. Mladenka sei daraufhin, kurioserweise, im gleichen Moment wie die Taube, über einen Sack alten Brots gestolpert, und erst einmal liegen geblieben, im Korn, auf dem Holz, auch, weil sie im Treppenhaus Schritte gehört hätte, die nicht von ihren Ziegen stammen konnten.

Was hier passiert:

Anfang. Ende. ist ein virtuelles Romanprojekt des Studiengangs Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus: dreizehn Personen, eine Katze, ein Hase und eine fremde Macht. Die Zeichen stehen auf Sturm. In Tagen wird es vorüber sein.

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November 2007
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Aline Kappich, Azar Mortazavi, Clara Ehrenwerth, Eva-Lena Lörzer, Fabian Hischmann, Florian Balle, Hieu Hoang Duc, Janna Schielke, Julia Schulz, Max Balzer, Phillip Hartwig, Sebastian Albrecht, Sebastian Polmans, Susanne Kruse. Moderiert von Jule D. Körber und Lino Wirag.

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